Fuzzy Front End

Fuzzy Front End

Hierbei handelt es sich um die oftmals etwas "chaotische" Anfangsphase beim Entwicklungsprozess eines neuen Produktes. Diese Anfangsphase wird abgeschlossen, wenn das Unternehmen schließlich ein Konzept zu dem Produkt formuliert, welches entwickelt werden soll und darüber entscheidet, ob es sich lohnt, weitere Ressourcen zur Weiterentwicklung der Idee zu investieren. Dies markiert diejenige Phase, welche zwischen der erstmaligen Chancenabwägung und Freigabe für den planmäßigen Produktionsprozess liegt (nach Kim und Wilemon, 2002; Koen et al., 2001).

Sämtliche Aktivitäten von der Suche nach neuen Möglichkeiten, über die Entwicklung einer Idee bis hin zur Erschließung eines genauen Vorgehens-Konzeptes fallen in diese Zeitspanne. Die "ungeordnete Anfangsphase", wie man Fuzzy Front End frei übersetzen könnte, endet dann, wenn das Unternehmen grünes Licht gibt und in die formale Phase der Konzeptentwicklung übergeht. Obwohl es sich bei der Fuzzy Front End Phase nicht um einen besonders kostspieligen Teil Produktentwicklung handelt, so wird jedoch dafür etwa die Hälfte der Entwicklungszeit dafür in Anspruch genommen. Hierbei werden die Hauptentscheidungen über einschließlich Zeit, Geld und das Wesen des Produktes getroffen, welche schließlich den Projektablauf und das Endprodukt bestimmen. In Anbetracht dieser Tatsache sollte diese Arbeitsphase als essentieller Teil der Entwicklung selbst angesehen werden und nicht als bloßer "Vorlauf" der Hauptaufgabe. Aus diesem Grund sollte die dafür benötigte Zeit gleich mit auf die gesamte Entwicklungszeit angerechnet werden. Es werden (nach Koen et al- 2001, S. 47-51) fünf unterschiedliche Front-End Elemente genannt:

  • Identifikation von Chancen
  • Chancenanalyse
  • Ideen-Entwicklung
  • Ideen- Sortierung
  • Entwicklung von Konzept und Technologie

Zum ersten Baustein, der Identifikation von Chancen: Hierbei werden große oder wachsende Business und Technologie-Chancen in mehr oder weniger strukturierter Form herausgestellt. Mit einigen Orientierungshilfen zum Vorgehen wird es gelingen, zur Verfügung stehende Ressourcen zur Entwicklung eines neuen Produktes gewinnbringend zu nutzen. Dies führt direkt zur Phase des strukturiert ablaufenden NPPD Strategie (New Product & Process Development).

Zum zweiten Baustein, der Chancenanalyse: Hierbei werden die festgestellten Chancen im jeweiligen Kontext des Unternehmens in Konsequenzen für Business und Technologie übersetzt. Größere Bemühungen erfordern dabei Überlegungen, welche die Festlegung der Zielgruppe, die Marktforschung, sowie technische Versuchsreihen und Forschung angehen.

Der dritte Baustein besteht in der Ideen-Entwicklung und beschreibt den entwicklungstechnischen und iterativen Abwägungsprozess von der Geburt einer Idee bis hin zu ihrer Reifung, sodass am Ende eine greifbare Idee steht, die schließlich auch umgesetzt werden kann. Die Motivation für die Entwicklung kann entweder durch einen internen oder externen Impuls kommen. Interne Impulse stammen aus dem Unternehmen selbst. Externe Anregungen zur Produktentwicklung können von Seiten eines kooperierenden Unternehmens oder auch eines Kunden stammen.

Der vierte Baustein besteht in der "Ideen-Sortierung" oder "Idee-Aussortierung". Hierbei werden Ideen aufgrund ihres potentiellen Geschäftswertes und hinsichtlich ihrer Profitaussichten eingestuft.

An fünfter Stelle folgen die Entwicklung von Konzepten und Technologien. Während dieser letzten Phase des Front-End werden konkrete Geschäftspläne ausgearbeitet, welche auf Basis des gesamten Infomaterials getroffen werden. Dazu gehören die Merkmale des zur Verfügung stehenden Marktes, die Kundenansprüche, die Investment-Anforderungen, Wettbewerbsanalysen und möglicher Unsicherheitsfaktoren innerhalb des Projektes.